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Seit Dezember 2006 wird die westliche Außenwand der der Ausstellungshalle Fuhrwerkswaage nun zum dritten Mal zur Präsentationsfläche in der (Vor-)Weihnachtszeit. In unmittelbarer Sichtweite (ca. 35 Meter) der Straßenbahn-Haltestelle Linie 16 in Köln Sürth, wird seither in den Abendstunden eine Installation gezeigt, die in enger Korrespondenz zur weihnachtlichen Lichtdekoration der vorstädtischen Umgebung steht. Waren dies in 2006 noch 30 von Tina Haase unter dem Titel ’Melekalikimaka’ kombinierte Lichtschlauchfigurationen ’Rentier mit Schlitten’, so folgte in 2007 mit Klaus Schmitt ein weithin leuchtendes City-Mega-Light, mit drei wechselnden Aquarellen in XXL, motivisch Sternformationen nicht unähnlich. In diesem Jahr entwickelten die beiden Medienkünstler Daniel Burkhardt und Matthias Neuenhofer ein Lichtdisplay, welches erstmals die gesamte Wand mit ca. 120 qm einnimmt. Farbige Lichtschläuche, ansonsten gerne für alle möglichen trivialen Lichtfigurationen und Hauskonturierungen genutzt, wurden in einem ausgeklügelten System angebracht und geschaltet. Als fünfminütiger Zyklus läuft nun eine Lichtpartitur ab, die wechselnde Formen von unterschiedlicher Assoziationskraft kombiniert. Das Aufleuchten eines blütenartigen Gebildes aus roten und grünen Lichtschläuchen geht in ein Flackern über, wird abgelöst von roten baumartigen Gebilden (direkt neben der markanten Pappel vor Ort), sowie Hochhauskonturen, sternschnuppenartigen Lichtspuren, einem blauen Fahrplanorganigramm und anderen Elementen. Dies auf einer Fläche von ca. 7,5 x 16,5 Metern. Das Verwenden von Alltagselementen in der Kunst ist spätestens seit Erfindung der Collage Normalität. Auch Triviales gehört dazu, Gartenzwerge z.B., Ottmar Hörl sei hier stellvertretend genannt. Mit den saisonal typischen Licht-Elementen in Zeiten zunehmender (weihnachtlicher) Besinnlichkeit zu arbeiten, birgt jedoch die Gefahr missverstanden zu werden – von Kunstexperten und/oder Normalkonsumenten gleichermaßen. Dennoch, zu den sich zunehmend ausbreitenden Outdoor-Weihnachtsbeleuchtungen im Kontrast zu arbeiten ist gleichwohl auch mit dem Reiz verbunden zu konfrontieren – durch Kontrastpräsentationen. |
Fasziniert bleiben Passanten stehen, verfolgen die an der Haltestelle Wartenden die Abfolge, erleben Passagiere der Stadtbahn einen Teil der Partitur. Die zunächst wahrgenommene unmittelbare Nähe zu der sattsam bekannten ’normalen’ Verwendung von Lichtschläuchen weicht schon nach kurzer Zeit einer erkennbaren Faszination. Die Abfolge von bildähnlichen Konstellationen fordert die Aufmerksamkeit des Betrachters und lässt ihn kombinierend Verknüpfungen erzeugen – zwischen einzelnen Abfolgelementen, aber auch der vorstädtischen Umgebung - den Lichtschlauchilluminationen in den nahen Vorgärten in Sürth - oder anderswo. Der Mut von Burkhardt und Neuenhofer, sich mit den Elementen einer trivialen Weihnachts-Illumination auseinanderzusetzen, diese in ein völlig andere Konstellation zu bringen und dann noch in unmittelbarer Korrespondenz zu präsentieren, hat sich ausgezahlt. Die Umsetzung ist gelungen. Bleibt nur noch am Rande zu erwähnen, dass unter der Woche mehr als 12.000 Menschen täglich hier vorbeikommen – und an der Haltestelle verweilen. Dies beschert der Installation – knistern – bis zum 6. Januar schon einmal garantierte 250.000 Betrachter. Weitere sind willkommen. J. H. |
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